5 Fragen an Ihsan Rustem

1. Lieber Ihsan, nachdem Ihr mit der Produktion «8», die bei uns am Theater Winterthur Premiere feierte, einen grossartigen Erfolg einfahren konntet, starten wir nun eine zweite Zusammenarbeit. «4 x Rousseau» was können wir und die Zuschauer erwarten?

Wir folgen einer ähnlichen Struktur wie bei «8». Auch hier arbeiten vier Choreograf:innen in einem kollaborativen Format, wobei die einzelnen Werke durch gemeinsam entwickelte Übergänge nahtlos miteinander verwoben werden. Der strukturelle Unterschied besteht dieses Mal darin, dass jeder von uns einen anderen Anker von Rousseaus Werk übernimmt, was in vier eigenständigen Choreografien resultiert, die aber immer noch durch Thema, Komposition, Bühnenbild und Kostüm verbunden sind. Der andere offensichtliche Unterschied ist der Abschied von Cie. La Ronde-Mitbegründerin Cathy Marston, die nun ihre erste Saison als Direktorin des Balletts Zürich geniesst. Ich weiss, dass sie die Fortsetzung dessen, was wir mit Cie. La Ronde geschaffen haben, sehr unterstützt. Ihre Anwesenheit ist hier in der Familie immer noch sehr spürbar.

2. Eine Tänzerin von Eurer ersten Produktion, Sarafina Beck, hat jetzt die Seite gewechselt und choreographiert einen der vier Themenkomplexe. Du warst ja früher auch Tänzer. Wie kann man sich diesen Wechsel vom Tanzen zum Choreografieren vorstellen? 

Der Weg von der Tänzer:in zur Choreograf:in scheint naheliegend zu sein, aber nur wenige schaffen ihn tatsächlich. Sarafinas Begabung als Choreografin ist tiefgreifend, und es war uns wichtig, ihr eine Plattform zu bieten, auf der sie ihre Kreativität in einem sicheren und vertrauten Umfeld zum Ausdruck bringen kann. Wie ich selbst choreografiert Sarafina eigentlich schon so lange, wie sie tanzt. In den meisten Fällen tun das Choreograf:innen erst, nachdem sie ihre Zeit als Tänzer:innen genossen haben. Sarafina ist eine der seltenen Fälle, die beides immer gleichzeitig gemacht hat. Wir bezeichnen sie gerne als «Geheimtipp», denn ihre Talente sind einzigartig, und wir sind sicher, dass man sie in Zukunft im Auge behalten sollte. Sarafina ist dafür bekannt, dass sie Solowerke schafft, deshalb wollten wir ihr die Möglichkeit bieten, in einem Ensemble zu arbeiten. Gleichzeitig hat sie den Wunsch geäussert, in der Produktion auch zu tanzen - und bei einem solchen Talent konnten wir ihr das natürlich nicht abschlagen, so dass sie eine doppelte Verantwortung im Programm haben wird. Sarafina war ein absoluter Publikumsliebling in «8» und ich freue mich sehr, dass sie in Winterthur wieder auf der Bühne stehen wird.

3. Die vier Choreograf:innen Caroline Finn, Luca Signoretti, Sarafina Beck und Du, ihr arbeitet unterschiedlich. Kannst Du die jeweiligen Stile und Arbeitsweisen beschreiben und wie kommt das Ganze zusammen?

Ich würde Caroline als eine Geschichtenerzählerin mit einer kraftvollen und neugierigen Natur beschreiben. Ich habe gelernt, von ihr «das Unerwartete zu erwarten», das sich ständig weiterentwickelt und immer wieder überrascht. Lucas Choreografie ist wie flüssiges Quecksilber. Er lässt sich oft von Beziehungen inspirieren und baut auch eher humorvolle Elemente in seine Arbeiten ein. Sarafina: Ein Kraftpaket! Ich kann mit voller Überzeugung hinzufügen, dass sie auch die musikalischste Künstlerin ist, die ich in meinen 25 Jahren in diesem Job erlebt habe! Meine Arbeit, nun, sie wird oft als erdig und kühn beschrieben. Ich war schon immer von komplexer Partnerarbeit fasziniert, also könnt ihr sicher sein, dass ihr eine Reihe von Duetten sehen werdet!

4. Inwiefern muss man als Zuschauer:in wissen, wer Jean-Jacques Rousseau ist und was sein Werk ausmacht? In wieweit hat er Euch als Choreograf:innen inspiriert und beeinflusst?

Unser Werk ist wirklich zugänglich. Es ist für jeden erfahrbar, unabhängig davon, ob man mit Rousseau vertraut ist oder nicht. Die Expert:innen da draussen werden den Hintergrund und die Inspiration hinter den Werken verstehen, und auch viele der Fragmente, die wir mit einem kritischen Blick untersuchen. Diejenigen, die mit Rousseau weniger vertraut sind, werden in einige seiner Ideen eingeführt und können sich einfach zurücklehnen und ein vielfältiges Spektrum an künstlerischen Signaturen geniessen, die von Weltklasse-Tänzern, die alle aus der Schweiz stammen, kraftvoll zum Ausdruck gebracht werden.

5. Ihr habt mit Alexandre Dai Castaing einen der angesagtesten Musiker/Komponisten für Tanz engagieren können. Wer ist er und wie kam es zu dieser Zusammenarbeit? 

Wir haben das unglaubliche Glück, einen der spannendsten Komponisten der Welt in unserem Team zu haben! Alexandre ist nicht nur ein genialer Komponist, sondern auch eine der freundlichsten und grosszügigsten Seelen, denen ich je begegnet bin. Er arbeitet viel mit Sidi Larbi Cherkaoui zusammen, dem heutigen Direktor des Ballet du Grand Théâtre de Genève. Wir traten mit unserem Konzept an ihn heran, und ich setzte mich mit ihm und seinem Agenten zusammen und präsentierte unsere wunderbare Idee, die zu diesem Zeitpunkt nur ein Samenkorn war. Ich glaube, sie waren deshalb vom Konzept überzeigt, weil wir sowohl auf künstlerischer als auch auf menschlicher Ebene zusammenzupassen, was für uns alle wichtig ist. Ich kann sagen, dass jedes Mitglied der Cie. La Ronde Familie einfach wunderbare Menschen sind und wir zusammen eine Menge Spass haben!

Theaterkasse

22.04. bis 05.05.
MO–SA 10:00–13:00

Tages-/Abendkasse jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn (kein Vorverkauf und kein Umtausch von Abo-Vorstellungen).

052 267 66 80
theater.kasse@win.ch

Newsletter